Eine neue Studie, veröffentlicht 2025 in Nature Scientific Reports, zeigt: Gegenrede kann nicht nur das Verhalten von Nutzerinnen und Nutzern verändern, die Hassbotschaften verbreiten, sondern auch das von unbeteiligten Mitlesenden. Besonders wirksam sind Botschaften, die zur Übernahme der Perspektive der betroffenen Gruppe anregen. Ein Forschungsteam der ETH Zürich und der Universität Zürich hat in einem gross angelegten Twitter/X-Experiment untersucht, wie verschiedene Formen von Gegenrede auf beide Gruppen wirken, also auch auf sogenannte „Bystanders“– also auf Nutzer:innen, die Hassrede lediglich mitlesen.
Wirkung über die Verfasser:in von Hassrede hinaus
Bereits ein früheres Experiment hat belegt, dass nur Gegenrede, die Empathie für die betroffene Personengruppe weckt, die Hassredner:innen dazu bewegen kann, ihr Verhalten zu ändern. In der neuen Studie wurden diese Resultate bestätigt und verfeinert. Dabei zeigte sich, dass Gegenrede, die zur Übernahme der Perspektive der betroffenen Gruppe anregte – etwa durch Nachrichten, die den Absender an eigene negative Erfahrungen erinnern, zum Beispiel selbst beleidigt worden zu sein, und so eine Parallele zu den Gefühlen der angegriffenen Gruppe ziehen.
Zudem geht die neue Studie einen Schritt weiter: Sie zeigt, dass sich die positive Wirkung von Gegenrede auf das soziale Umfeld ausdehnt – auch auf Menschen, an die die Gegenrede gar nicht gerichtet war.
Das heisst: Gegenrede, welche einen Perspektivwechsel fördert, reduziert die Bereitschaft von Bystanders, Hassbotschaften öffentlich zu unterstützen. Die Studie belegt somit, dass gezielte Gegenrede auch die Sichtbarkeit von Hate Speech in sozialen Netzwerken verringern kann.